Den ganzen Menschen sehen: Gesund­heits- und Sozial­beratung

Gute Arbeit braucht mehr als ein sicheres Auskommen: Eine gute Vereinbar­keit von Beruf und Familie zum Beispiel oder einen Arbeit­geber, der bei persönlichen Problemen wie Krankheit oder Sucht professionell hilft. Bei uns kümmert sich darum das Team der Gesund­heits- und Sozial­beratung. Es organisiert auch die Ausbildung betrieblicher Gesundheits­lotsinnen und -lotsen, die Einführung neuer (digitaler) Gesundheits- und Präventions­projekte und vieles andere mehr.

Sucht: Dienst­vereinbarung schafft Klarheit

Sucht und Abhängigkeit: Folgen für die Arbeit

Ob legal oder illegal, ob sozial akzeptiert oder verpönt: Drogen gehören zum Alltag, auch in Unternehmen, sehr zu deren Lasten sowie derer, die abhängig sind. Mit der „Dienst­vereinbarung Sucht“ steuert die BSR seit über 25 Jahren gegen – unter Federführung ihrer Gesundheits- und Sozial­beratung und mit klaren Leitlinien und Hilfs­angeboten.

Die Ziele der Vereinbarung reichen weit: Sie soll zum einen die durch Drogen, Alkohol oder Medikamente bedingten Unfallrisiken und -häufigkeiten senken und den dadurch bedingten Kranken­stand. Zum anderen soll sie Auffälligkeiten von Suchtmittel­missbrauch sichtbarer machen, auch um erkrankte Kolleginnen und Kollegen frühzeitig Hilfe anbieten zu können oder stoffliche Abhängig­keiten schon im Vorfeld zu vermeiden.

Die Bilanz nach über 25 Jahren Praxis in unserem Betrieb ist durchaus positiv. Exzessive Auffällig­keiten durch riskanten Gebrauch von Suchtmitteln konnten wir mit der Dienst­vereinbarung signifikant senken. Das Gebot der Punkt­nüchternheit wird weitgehend eingehalten, also der eigen­verantwortliche Verzicht auf den Konsum von Alkohol oder anderen Sucht­mitteln während der Arbeitszeit.

Kolleginnen und Kollegen, die mit stofflichen Problemen kämpfen, bietet die Gesundheits- und Sozial­beratung zahlreiche Hilfen an. Auch Beschäftigte, die aufgrund wiederholter Verstöße gegen die Vereinbarung unser Unternehmen verlassen mussten, können bei nachweislicher Suchtmittel­entwöhnung auf unsere Unterstützung zählen – und können unter Umständen sogar einen neuen Arbeits­vertrag erhalten.

Um harte Konsequenzen oder Kündigungen zu vermeiden, interveniert die BSR bei suchtmittel­bedingten Auffälligkeiten möglichst frühzeitig. Die Gesundheits- und Sozial­beratung hat dazu eine Reihe von Fachseminaren entwickelt, die den Blick von Führungs­kräften für auffälliges Verhalten schärfen. Zur Unterstützung bei der Therapie und psychosozialen Betreuung erkrankter Kolleginnen und Kollegen arbeitet sie seit 2018 außerdem mit dem Drogennotdienst Berlin zusammen.

Stoffliche Abhängig­keiten kann jeder Mensch entwickeln. Wir stehen Betroffenen zur Seite: mit zahlreichen Angeboten zur Überwindung ihrer Erkrankung und Perspektiven für die Zeit danach.

Gesundheit bei der BSR: Frei­willige lotsen durch Angebote

Bei der BSR arbeiten rund 6.000 Menschen. Um möglichst viele von ihnen für eine gesunde Lebens­führung und gesunde Arbeitsstile zu gewinnen, setzen wir seit 2007 auf sogenannte Gesundheits­lotsinnen und -lotsen: Kolleginnen und Kollegen, die sich neben ihrem Beruf freiwillig für die betriebliche Gesundheits­förderung und -Prävention einsetzen.

Die Lotsinnen und Lotsen unterstützen unsere hauptamtlichen Gesundheits- und Präventions­fachkräfte dabei, die Angebote der Gesundheits­förderung bekannt zu machen, an Infoständen oder bei Gesundheits­tagen für ihren Nutzen zu werben, und tragen Tipps für gesunde Lebens- und Arbeits­stile in den Betrieb – gerade auch in die von Männern dominierten Bereiche, wo die Sensibilität dafür mitunter weniger stark ausgeprägt ist.

Für ihre Aufgaben werden die Gesundheits­lotsinnen und -lotsen in sieben Wochenend­seminaren qualifiziert. Auf ihrem Stundenplan stehen unter anderem die Themen Ernährung, Motivation und Lebensstil, die Grundlagen betrieblicher Gesundheits­förderung oder Methoden zur Stress- und Sucht­prävention. Die Weiterbildung schließt mit einem Zertifikat ab. Seit 2019 können das auch BSR-Azubis erlangen, die wir auf Wunsch zu Junior-Gesundheitslotsinnen und -lotsen qualifizieren.

Ich habe mich als Gesundheits­lotsin ausbilden lassen, weil mir eine gesunde Lebens­weise selbst wichtig ist. Wenn ich andere dafür gewinnen kann – super!

Doppel­wirkung: Vereinbarkeit von Beruf und Familie

Als einer der größten Berliner Arbeitgeber wissen wir, dass der Fachkräfte­mangel längst in der Arbeitswelt angekommen ist. Wer die besten Köpfe gewinnen und halten will, muss ihnen einiges bieten. Nicht zuletzt Jobs, die die Vereinbar­keit von Beruf und Familie möglich machen. Die BSR verbrieft diesen Anspruch sogar.

Das passiert bei uns seit dem Jahr 2008 durch das Zertifikat berufundfamilie der gemeinnützigen Hertie­Stiftung, die unsere Personal­politik dafür alle drei Jahre in einem ausführlichen Audit auf den Prüfstand stellt. Unter die Lupe kommen acht Handlungs­felder von Arbeitszeit, -organisation und -ort bis hin zu Fragen der Führung, der Personal­entwicklung oder zu finanziellen Zusatz­leistungen.

Federführend betreut wird dieses Audit seit 2017 durch die Gesundheits- und Sozial­beratung. Sie überwacht unter anderem die Umsetzung beschlossener Ziele zur weiteren Verbesserung der Vereinbar­keit von Beruf und Familie und den kontinuier­lichen Verbesserungs­prozess (KVP), den die BSR zu diesem Thema aufgesetzt hat.

Seit dem ersten Audit 2007 konnten zahlreiche vereinbarkeits­fördernde Ziele umgesetzt werden, Pflegesprech­stunden etwa oder Angebote zu Betreuung von Beschäftigten­kindern an Brückentagen. Zuletzt wurde die Beauftragung eines Familien­services angestoßen, der Beschäftigten in familiären Notfällen unter die Arme greift. Außerdem ermittelt die Gesundheits- und Sozial­beratung derzeit den Bedarf an einer KiTa mit arbeitszeit­freundlichen Betreuungs­angeboten.

Die bisherigen Vereinbarkeits­initiativen zeigen doppelt Wirkung: intern als Angebote, die von den Beschäftigten gern genutzt und sehr geschätzt werden. Extern, als wichtiges Qualitäts­merkmal unserer Arbeitgeber­marke, was auch zahlreiche Auszeichnungen belegen. So wurden wir mehrfach zum besten Arbeitgeber Berlins gekürt und zum familien­freundlichsten der Hauptstadt. Zwar nicht nur, aber auch wegen der guten Möglichkeiten zur Vereinbar­keit von Beruf und Familie in unserem Betrieb.

Auszeichnungen wie die als bester Arbeitgeber Berlins belegen, dass wir mit der Vereinbar­keit von Familie und Beruf auf dem richtigen, weil zeitgemäßen Weg sind.

Psychische Gesund­heit: Schnelle Hilfe zahlt sich aus

Hilfe in der Not: auf die sollte man nicht lange warten müssen. Leider ist rasche Unterstützung bei vielen psychischen Erkrankungen nicht die Regel. Auf einen Platz in einer ambulanten Psycho­therapie warten Hilfe­suchende im Durchschnitt sechs Monate. Die Gesundheits- und Sozial­beratung hat gemeinsam mit Partnern Wege gefunden, diese Wartezeit im Fall der Fälle zu verkürzen.

Kolleginnen und Kollegen, die beispielsweise an einer Depression erkrankt sind, können dadurch schneller auf professionelle Hilfe zurückgreifen. Eine Lösung, die sich nicht nur für sie auszahlt, sondern auch für unser Unternehmen und die Gesellschaft: Denn werden psychische Erkrankungen nicht rechtzeitig behandelt, drohen schwerere oder gar chronische Krankheits­verläufe, die in langen Arbeits­unfähigkeiten und hohen gesellschaft­lichen Folgekosten münden können.

Ausufernde Wartezeiten haben zudem einen negativen Einfluss auf psychisch erkrankte Menschen: Je länger sie warten müssen, desto unwahr­scheinlicher wird es, dass sie eine ambulante Behandlung annehmen – was weitere negative Folgen für ihren Krankheits­verlauf zeitigen kann. Studien zeigen, dass frühe Hilfe die Zahl der Arbeits­unfähigkeits­tage (AU) deutlich senkt: im Schnitt von 20 auf 12 Tage. Keine Kleinigkeit für die Sozial­kassen, zumal die AU-Tage aufgrund psychischer Erkrankungen zuletzt um bis zu 62 Prozent zugenommen haben.

Dass sich dieser Trend schnell umkehrt, darf bezweifelt werden. Die Folgen der Corona-Krise und Doppel­belastungen könnten ihn sogar verstärken. Nicht immer wird eine ambulante Psycho­therapie angezeigt sein. Eine professionelle psycho-soziale Krisen­intervention durch die Gesundheits- und Sozial­beratung kann unter Umständen ebenfalls helfen. Für ein vertrauliches Erstgespräch stehen die Kolleginnen und Kollegen der Gesundheits- und Sozial­beratung jederzeit bereit.

Wir freuen uns, dass wir gemeinsam Wege gefunden haben, um Beschäftigten mit psychischen Problemen zügig Hilfe bieten zu können. Die Zusammen­arbeit mit der BSR und ihr Engagement waren vorbildlich.

Humanoo-App: Gesundheits­helferlein mit Team-Effekt

Rückenkurse, Yogastunden oder Tipps für gesundes Essen: Um unsere Kolleginnen und Kollegen gesund und fit zu halten, greifen wir auch auf die Unterstützung digitaler Dienste zurück. Nicht erst seit Corona.

Die BSR hat bereits 2019 angefangen, nach einem modernen digitalen Angebot Ausschau zu halten, mit dem sie ihren Beschäftigten beim Gesundbleiben (und Gesundwerden) helfen kann. Die Wahl fiel schließlich auf Humanoo, eine Gesundheits-App für Tablet oder Smartphone, die unsere Kolleginnen und Kollegen flexibel und kostenlos, anonym und datenschutz­konform nutzen können.

Die digitale Gesundheits­plattform hält Tausende Coachings und Videos zu Themen wie Bewegung, Achtsamkeit, Yoga oder Ernährung bereit, die zu gesunden Lebens­weisen animieren, teils auch mit geldwerten Belohnungen oder anderen Vorteilen. Teams oder Abteilungen können mit der App gemeinsame Heraus­forderungen angehen, sich miteinander messen oder als Gruppe gemeinsame Fitness­ziele verfolgen.

Dass das mehr als Spielereien sind, belegen (selbstverständlich anonymisierte) Auswertungen: Sie zeugen von einer hohen Quote aktiver BSR-Beschäftigter, die mit Beginn der Corona-Krise und den dann geschlossenen Fitness­studios und Sport­vereinen weiter gestiegen ist. Ein schöner Erfolg, der auch der sehr guten Zusammen­arbeit der betrieblichen Sozial­partner und verschiedener Abteilungen zu verdanken ist, die das neue digitale Gesundheits­angebot gemeinsam möglich gemacht haben.

Gesundheits- und Sozial­beratung: Ausblick aufs Morgen

Die sich stark verändernde Arbeitswelt fordert allen Beschäftigten enorm viel Veränderungs­bereitschaft und Lernwillen ab. Corona und die dadurch angestoßenen schutz­bedingten Anpassungen an die Arbeits­organisation und Zusammen­arbeit haben das Tempo verschärft und die Bereitschaft zur Anpassung an neue Arbeits­techniken und -formen beschleunigt.

Dieses nicht freiwillig gesuchte (Lern-)Umfeld zeigt uns unsere Potenziale und Ressourcen in der Arbeits­bewältigung. Kollaboration, Führungs­arbeit und Kommunikation mussten und konnten digital bewältigt werden. Gleichzeitig stieg das Interesse an digitalen Präventions­angeboten, etwa Webinaren, kleinen Achtsamkeits­übungen oder Bewegungs- und Entspannungs­programmen.

Die Rückkehr zu einem „Neuen Normal“ und einer gesunden Gesundheits­kultur wird stark von der Reflexion der gemeinsam erlebten Erfahrungen und bewältigten Belastungs­spitzen profitieren. Dabei wird es darauf ankommen, dass wir auf die aktuellen Fragen in unserem Unternehmen gute Antworten und Angebote dafür finden.

Zunehmend wachsen die Sensibilität und das Verantwortungs­bewusstsein bei unseren Führungskräften und Beschäftigten für die Notwendigkeit, den psychischen Überlastungen lösungs- und verhältnis­orientiert zu begegnen. Daher muss der Fokus zukünftig auf praxis­tauglichen Angeboten für eine gesunde Arbeits­organisation, beziehungs­stärkender und vertrauens­bildender Zusammenarbeit auch im Home-Office sowie der Unterstützung bei psychosozialen Heraus­forderungen in der Führungsarbeit liegen.

Psychische Überforderung, Krisen oder psychische Erkrankungen sind keine Tabuthemen mehr. Immer mehr Menschen suchen sich professionelle Hilfe. Unsere Arbeit wird sich daher ebenfalls darauf konzentrieren, kurzfristige Überleitungen für Betroffene ins externe Hilfe­system zu organisieren.

Wie wir durch die Beschäftigten­befragungen 2017 und 2019 wissen, ist unseren Kolleginnen und Kollegen die Selbst­fürsorge für ihre Gesundheit wichtig. Diese grundsätz­liche Bereitschaft zur Eigen­verantwortung und aktiven Beteiligung wollen wir durch Weiter­entwicklung zielgruppen­orientierter, niedrig­schwelliger Präventions­angebote verstärken. Das Interesse an digitalen Angeboten wollen wir nutzen und diese ergänzend zur etablierten betrieblichen Gesundheits­förderung weiter­entwickeln.

Apps wie die von Humanoo können eine gute Motivation zum Sport­treiben sein. Ich finde es toll, dass uns die BSR diese Möglichkeit gibt.